In Pankows zentralem Schulgarten hat sich einiges getan. Schon lange gab es die Idee, mit den Schulgartenklassen das zuzubereiten, was gepflanzt und geerntet wurde. Die dafür notwendige Outdoorküche ist nahezu fertig. Außerdem wurde der alte Teich saniert - oder richtiger: Neu angelegt am alten Standort. Geblieben sind die Fische, die jetzt hoffentlich gut über den Sommer kommen. Als wir den Podcast Mitte Mai 2017 aufgenommen haben, haben außerdem gerade wieder drei junge Menschen ihr Freiwilliges Ökologisches Jahr an der Gartenarbeitsschule begonnen. Ich wollte wissen, wie das Bewerbungsverfahren läuft, aber auch, für wen das überhaupt interessant ist.
Im Garten meiner Mutter habe ich eine kluge Lösung für die Himbeeren gesehen und mir zum Geburtstag das gleiche gewünscht. Geburtstag ist lange vorbei, aber meine Himbeeren haben jetzt ein Klettergerüst. Mit Metallhülsen, die im Boden stecken. Mit Holz, das deshalb nicht im Boden steckt und hoffentlich lange hält. Mit drei Querstreben zum Dran-entlang-Wachsen und einer Decke aus Mulch. Wir haben zu dritt gemütlich im Garten gewerkelt, Pflanzen getauscht („Brauchst die Eibe da noch?“ – „Ach, der Tannenbaum is’ne Eibe? Nimm‘ mit, das olle Ding!“), einen Weg angelegt und Nachbars Krokusteppich bestaunt. Ungefähr so stelle ich mir Weltfrieden vor.
Die Schneeglöckchen blühen nicht nur in meinem Garten, sie stehen büschelweise überall auf dem Hof herum, zwischen Winterlingen und Krokussen, mitten auf der Wiese. Gartennachbar Jens hat sogleich das Gartengerät entstaubt und mal fix ein bisschen geharkt. Nicht, dass es nötig war. Eher aus Bedürfnis nach einer Draußentätigkeit. Das hat mir so gute Laune gemacht, dass ich schnell den Balkon bepflanzt und sogar aufgeräumt habe. Soviel Zeit habe ich vermutlich den Rest des Jahres nicht mehr.
Die Stunde der Wintervögel habe ich verpasst. Erst war es noch zu dunkel, dann war ich rodeln, dann war es schon zu dunkel. Dafür stelle ich den Piepmätzen jeden Tag Frühstück hin. Ist ja auch was.
Ich habe umgegraben. So weit, so unbesonders. Ich habe gegraben, wo vorher Rasen war. Meine Nachbarn finden mich komisch. „Schöner, pflegeleichter Rasen. Davon kannste doch nie genug haben!“ Doch, ich hatte genug von dem Rasen, der ständig gemäht werden wollte, andernfalls auch kein bißchen schön aussah. Ich habe nämlich Rosenkohl entdeckt. Im Supermarkt schon vor langer Zeit, im Garten aber erst in diesem Sommer. Wo Rosenkohl wächst, wächst absolut nichts anderes. Nicht mal Giersch. Rosenkohl sieht hübsch aus, schmeckt prima und braucht Platz. Den hat er jetzt. Für’s nächste Gartenjahr.
Draußen am Giebel des Gartenhäuschens hängen zwei Töpfe neben einer Gießkanne. Davor steht eine grüne Emailleschüssel auf einem Holzblock. Zum Händewaschen. Die Kartoffeln auf der Kochplatte waren vor einer Viertelstunde noch in der Erde, die Gurken hat sie im Durchdengartengehen gepflückt. Drei Sorten Kräuter: Dill, Petersilie und Bollenpiepen. Das ist Zwiebellauch, der heißt hier so. Wir sitzen unter einer Bauplane. Manchmal knallen Mirabellen drauf. Die sind reif und platzen dann. Die Plane hilft gegen Sonne und Mirabelleneinschläge. Mehr könnte ein Dach auch nicht, und keine Gastwirtschaft hat je frischeres Essen serviert. Ich bewundere Menschen, die sich auf das Wesentliche konzentrieren. Und ich liebe meine Mama.
Wie spät im Jahr es schon wieder ist, sehe ich, wenn ich durch den Garten gehe. Die ersten Brombeeren sind reif, der Fenchel steht mannshoch und bunter wird´s dieses Jahr wohl nicht mehr. Allerdings könnt´ mal jemand vorbeikommen, den Rasen mähen. Der wächst wie bescheuert, weil es abwechselnd warm ist oder regnet. Statt eines Nistkastens sollte ich vielleicht lieber einen Bienenstock hinstellen. Genug Bewohner hocken in allem was blüht.
Ich erinnere mich, wie ich da stand und nicht wusste, was an den Beetrand passen könnte. Eine Tüte Saatgut aus dem Nachbarsgarten war noch übrig, und wir beide, die Nachbarin und ich, meinten, es sei Mohn. Die Kapseln waren schon trocken, die Blüten nicht mehr erkennbar, als wir geerntet haben. Sieht kein bisschen nach Mohn aus, was daraus gewachsen ist, aber schön ist es doch. Kennt das wer?
Abends ist mein Garten am schönsten. Ich sehe nach, was meine Pflanzen heute so geschafft haben. Das Tränende Herz hat sich durch die Vergissmeinnichtrabatte gekämpft. Stachelbeeren, Johannisbeeren und Kirschen habe Früchte angesetzt. Die Quitte trägt ihre Blüten heute geöffnet. Wild wurzeln neue Himbeersträucher aus dem Boden. Dill und Sonnenblumen sind aufgegangen. Im Gegenlicht der tiefstehenden Sonne glänzen sie alle ruhig und zufrieden.