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Käsestulle.

Eine tartine trois fromage ist zwar auch nur eine überbackene Käsestulle, wenn man aber frisches Brot nimmt, dick geschnitten und geröstet, Birnenscheiben drauf und dann drei sehr verschiedene Käsesorten zwischen Hörnertier und Blauschimmel, kann eine Käsestulle eine Sensation sein. Dass der Teller angeschlagen ist, macht nichts. Dafür ist das Messer scharf. So funktionieren viele Dinge hier.

Der Garten von Clarisse

Im Garten von Clarisse steht eine Voliere mit Finken. Eigentlich, sagt sie, wollte ihr Freund einen Hund. Die Finken können gar nichts, findet Clarisse. Nur Radau machen und hübsch aussehen. Das aber beides überdurchschnittlich gut. Ich mag die Finken. Die sind zu zehnt haben die ganze Zeit Kunststücke vorgeturnt, als ich die Himbeeren, die Minze, den Lavendel und die Erdbeeren gezeichnet habe. Es ist ein sehr kleiner Garten. Helle Kieselsteine statt Rasen. Eine Kabelrolle als Tisch. Zwei Liegestühle lehnen am Schuppen. Der Sommer ist vorbei, auch hier. Kräuter sehe ich. Eine Kletterrose. Alles da, was in einen Garten gehört. Und die Finken.

Berlin – Paris – Nantes

Im Reiseführer steht, in Frankreich hilft dir niemand weiter, wenn du nicht französisch sprichst. Die gleichermaßen schöne und liebenswürdige Busfahrerin am Flughafen wusste das vielleicht nicht. Ihr Lidstrich war beeindruckend, ihr Lächeln ausgeruht. Sie hat gesagt, sie käme auf dem Weg zur Champs Elysee auch am Gare Montparnasse vorbei. Auf englisch hat sie das gesagt. Das hat mir geholfen. Und der Mann, der mir mein Abendbrot verkauft hat, fand es auch gar nicht schlimm, mir seine Frage in zwei Sprachen stellen zu müssen. Schlimmer fand er es, dass ich die Quiche wirklich lieber kalt essen wollte. Auf der Cola, die er mir dazu gegeben hat, steht Charles. Wie der ewige Prinz. Ob das ein Zeichen von Missbilligung ist? Falls ja, dann ein sehr dezentes. Am allerbesten hat mir aber der Schaffner im TGV von Paris nach Nantes gefallen. Kein Mann, sondern ein Herr. Grau, Haare wie Anzug, groß und so dünn, dass alle seine Sachen aussahen, als gehörten sie jemand anders. Dafür hatte die Strickjacke, die er darunter trug, die selbe Farbe wie die Sitzpolster des Zuges. Dunkles Rosa. Auch wenn ich weiß, dass das Teil eines Corporate Designs ist: Es war das einzige Kleidungsstück, das gut zu ihm passte. Seine Mütze war nicht die strenge, militärische Schirmmütze. Er trug eine weiche Schiebermütze, wie sie Imkern oder Gärtnern gut steht, oder vierjährigen Lausebengels. Pascal stand auf seinem Namensschild, und ich hätte gerne gewusst, ob das der Vorname oder der Familienname war. Monsieur Pascal. Der gebrauchte kaum Worte, ein bißchen merci vielleicht, etwas Kopfnicken dazu. Und doch war er sehr freundlich, wenn er die Leute über seinen Brillenrand ansah, etwas in sein Fahrscheindruckmaschinchen tippte oder sich Ausweise zeigen ließ.
Mein Reiseführer hat wirklich keine Ahnung von Frankreich und den Franzosen. Ich werde ihn wohl irgendwo unterwegs liegen lassen und lieber richtige Menschen fragen. Clarisse vielleicht, die uns heute und morgen ihre Couch zum schlafen überlässt.