Nur für einen halben Tag raus aus der Stadt, das genügt manchmal schon. Picknick am See, zweimal Gänsehaut vom Baden, mit den ersten Regentropfen des Sommergewitters nach Hause und alle Fenster auf.
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Gute Nacht, @klappstulli! (43)
Auf dem Heimweg vom See, die Haut kühl gebadet. Duftender Holunder. Heckenrosen. Zwischen Heuballen schreitet ein Storch. Heute wird es bestimmt nicht dunkel, und nie hat ein Tag besser gerochen.
Don’t mess with your Hausmeister.
Ich hatte nach einem Verlängerungskabel gefragt. Mein Rasenmäher braucht eins, und ich habe keins. Daniel, unser Hausmeister, verwahrt allerhand nützliche Dinge in seinem Hausmeisterschuppen. Auch dreißig Meter Verlängerungskabel. Meine Frage gefiel ihm nicht, oder vielleicht gefiel ihm auch mein Rasenmäher nicht, oder er hat noch immer kein Vertrauen in mein handwerkliches Geschick. „Warum nimmst’n nicht einfach meinen Rasenmäher? Brauchste kein Kabel für.“ Wer bin ich, meinem Hausmeister zu widersprechen? Der hat im Gegensatz zu mir drei richtige Berufe gelernt, darunter Garten- und Landschaftsbau. Sein Rasenmäher ist ein benzingefülltes Raketentriebwerk, und ratzfatz ist der Rasen ab. Profiwerkzeug eben. Menschen, die sagen, dass gutes Werkzeug wichtig ist, haben Recht.
Mir bleiben für die Zukunft drei Optionen. Endlich ein Kabel kaufen. Endlich einen Rasenmäher kaufen. Endlich Rasen raus und überall Kartoffeln anbauen. Vor allem aber dies: Immer auf den Hausmeister hören!
Und jetzt kommt: Reklame.
Ganz höflich hat mich die Pressedame von Alnatura gefragt, ob sie mir ein Bio-Überraschungs-Gartenpäckchen zusenden dürfe. Und hoch erfreut habe ich geantwortet: Sehr gerne doch! Gartenbloggerinnen werden so etwas eher selten gefragt. Wir harken eine Nische, und die lassen wir dann auch noch zuwachsen.
Alnatura hat sich eine Webseite gebaut, die sich dem Thema Artenvielfalt widmet. Die Initiative Vielfalt erleben trägt Wissen über ökologische Landwirtschaft und Saatgut zusammen. Kluge Werbung für Bio-Lebensmittel und biologisches Saatgut.
Genau das war denn auch in meinem Päckchen drin. Eine Mischung aus Demeter-Samen für Nutz- und Zierpflanzen, die im Freiland (hoffentlich) ebenso gut wachsen wie auf dem Balkon. Eine Salatmischung war darunter, verschiedene Blumen und für den Kronsohn Sonnenblumen, Radieschen und Erbsen. Saatgut also, das ich ohnehin gekauft hätte. Weil ich gerne selbst Pflanzen vermehre, wäre meine Wahl tatsächlich auch auf samenfeste Sorten gefallen.
So waren wir also heute draußen im Garten, haben die Saison eröffnet und … naja: Geschenke vergraben. Was mir aber am allerallerbesten gefallen hat, sind die Pflanzenschilder. Die gibt´s nämlich sonst nie, wenn ich sie brauche. Vielen Dank!
Wofür ich meinen Garten eintauschen würde.
Dünengras. Denn dahinter ist das Meer.
Upcycling TetraPak
Pinterest ist einer der Dienste, die ich lange nicht verstanden habe. Lauter hübscher Schnulli wird da gesammelt. Staubfänger und Stehrümchen, mit und ohne Bommeln. Dann habe ich angefangen zu nähen. Plötzlich war Pinterest das notwendigste Werkzeug der Welt. Schnittmuster! Stoffe! Nähmaschinen-Hacks! Nächtelang bin ich darin herumgestolpert.
Eher versehentlich habe ich dabei die große Nützlichkeit von Pinterest für Gartenprojekte entdeckt. TetraPak als Anzuchtkiste für Jungpflanzen zu verwenden, wäre mir so erstmal nicht eingefallen. Hat sogar ein eingebautes Entwässerungssystem. Oder, je nachdem, wie rum die Kisten liegen, eine Halterung für die Saatguttütchen.
Die meisten UpCycling-Ideen kranken leider an ihrer enormen Häßlichkeit, die durch Funktionalität allein nicht aufgewogen wird. Ihr kennt das berühmte TetraPak-Portemonnaie? Die Idee ist gut, aber es bleibt am Ende Bastelscheiß, den man nur aufhebt, weil die Dreckpfötchen, die das mühsam zusammengekleistert haben, die des weltallerliebsten Kindes waren. Meinen eigenen Bastelleistungen stehe ich kritischer gegenüber. Isses doof, kommt es weg.
Eine aufgeschnittene Apfelsaftpackung ist ganz sicher keine Zierde. Es wird nirgends wohnlicher damit. Jedoch: die Plastekisten, die mein Baumarkt für den selben Zweck verkauft, sind noch häßlicher. Drum haust die Kresse für die Stullen einstweilen im TetraPak. Mit Kresse drin sieht ja fast alles gut aus.
Der hundertfünfzig-Euro-Schlüppi.
Neulich bei den Mikrodilettanten (der beste Podcast von der ganzen Welt) wurde darüber nachgedacht, wie überlebensfähig Menschen sind, wenn ihre Infrastruktur wegfliegt. Den genauen Zusammenhang hab ich vergessen, und nein, ich mach‘ keinen neuen Tab auf. Ich denke seitdem darüber nach, was ich a) kann, und was davon b) nützlich ist. Ja, ich weiß: Viele Variablen. Was ist nützlich, und wie kaputt ist die Infrastruktur genau? Kann ich googeln? Seien wir großmütig und übergehen das für den Moment.
Brot backen habe ich deshalb gelernt, weil es mir so oft gefehlt hat in den sonnigen Weißbrotländern. Garten habe ich gelernt, weil ich Garten in der Stadt von allen Dingen am meisten vermisst habe. Stricken habe ich gelernt, weil das in den Achtzigern wohl auch schon mal als cool galt. Gerade lerne ich nähen, und ich kann exakt so viel, dass ich nie nackt raus müsste. Hemd, Schlüppi, Shirt und Rock hab ich nur deshalb genäht, weil ich wissen wollte, ob ich das kann. Kann ich. Mich beruhigt das sehr, auch wenn es mich allein im Wald mit nichts als zwei Steinen zum Feuerschlagen in Händen womöglich nicht wärmt.
Während ich so nähte, habe ich über die Nützlichkeit meiner Fähigkeit, Schlüppis zu nähen, nachgedacht. Dazu ist beim Nähen viel Zeit, selbst wenn nur vier Stoffstücke aneinander gefügt werden müssen. Mit Schnittmuster drucken, ausschneiden, auf Stoff übertragen, Stoff zuschneiden, Nähanleitung lesen, nähen, auftrennen, Nähanleitung verstehen, Stoff richtig herum annähen, Schrägband basteln (aus Jersey. Ich Idiot!), Schrägband annähen, Bündchen zuschneiden, stecken und nähen drei Stunden. Da fällt mir doch unterdessen Verschiedenes zum Thema Nützlichkeit ein. Zum Beispiel, dass ich grad mal lässig einen hundertfünfzig-Euro-Schlüppi genäht hab, wenn ich ohne Material und Mehrwertsteuer rechne.
Es ist okay, das zu können. Es ist vollkommen bekloppt, das zu tun.
Berlin am schönsten.
Wenn es im Schneetreiben verschwindet, wenn keiner mehr da ist und die, die doch da sind, drin bleiben: Dann ist Berlin am schönsten.
Der Superschurke des Mittelalters.
Es gibt wohl gar kein Bild von Gilles de Rais, das ihn als das zeigt, was er neben reich, berühmt und waffengewandt noch war: Ein Superschurke.
Überliefert ist er als Ritter, als der ehrenwerte Marschall Rais, der sich „huch! Wie konnte das passieren?“ auf dem Scheiterhaufen wiederfindet. Da enden, wie jeder Mensch weiß, nur die Ketzer, und das ist von heute aus betrachtet ein anderes Wort für Personen mit Verstand.
Wegkreuze
Ich bin aus Brandenburg, wir haben auch Kreuze an den Landstraßen. Allerdings in einer völlig anderen Bedeutung. Die Vendee ist kreuzreich. So sehr, dass man sich nicht abends an der alten Eiche oder drüben auf dem Hügel, sondern eben am Kreuz bei der Hofeinfahrt, beim Kreuz an der Kreuzung oder beim Kreuz da drüben, weißte schon, verabreden könnte.
Beschäftigt haben mich die Kreuze, um die herum nichts als Landschaft ist. Da fliegt mal eine Krähe dran vorbei, ein Hase hoppelt dahinter entlang, ein Reh denkt: Huch, komischer Baum! Bloß drei Äste dran. Ich hatte bisher angenommen, Ikonen machen Menschen für Menschen. Die Kreuze, die nie jemand sieht, sind vielleicht wie das Fahnenhissen auf dem Mond. Das ist ja auch nur ein Bild für „Ich war zuerst hier!“