Ich bin aus Brandenburg, wir haben auch Kreuze an den Landstraßen. Allerdings in einer völlig anderen Bedeutung. Die Vendee ist kreuzreich. So sehr, dass man sich nicht abends an der alten Eiche oder drüben auf dem Hügel, sondern eben am Kreuz bei der Hofeinfahrt, beim Kreuz an der Kreuzung oder beim Kreuz da drüben, weißte schon, verabreden könnte.
Beschäftigt haben mich die Kreuze, um die herum nichts als Landschaft ist. Da fliegt mal eine Krähe dran vorbei, ein Hase hoppelt dahinter entlang, ein Reh denkt: Huch, komischer Baum! Bloß drei Äste dran. Ich hatte bisher angenommen, Ikonen machen Menschen für Menschen. Die Kreuze, die nie jemand sieht, sind vielleicht wie das Fahnenhissen auf dem Mond. Das ist ja auch nur ein Bild für „Ich war zuerst hier!“
Diese Kreuze sind ja meist Kriegsdenkmäler und von daher vielleicht deswegen genau an dieser Stelle. Ob sie wer besucht ist natürlich eine andere Frage, aber meist sieht mensch es den Kreuzen an, ob sie besucht werden, oder ob sie einfach nur noch verfallen.
Ich bin mir eigentlich einigermaßen sicher, dass die Kreuze, die ich meine, einen religiösen Hintergrund haben. Die, die als Denkmäler kriegerischer Auseinandersetzungen gemeint sind, gibt es dort durchaus auch, sie tragen dann aber meist die entsprechenden Inschriften. Beide Arten von Kreuzen sehen nicht aus, als würde dort irgendjemand in irgendeiner Weise innehalten oder gedenken. Keine Kränze, keine Blumen. Die sind einfach nur da. Gehen aber auch nicht kaputt.