Die dünnen, grünen Schoten sind über Nacht bauchig geworden. Ich reiße eine ab. Ihr Stiel zieht einen Faden an der Unterseite. Mit dem Daumennagel öffne ich die Hülse. Fünf unregelmäßige, hellgrüne Kugeln sind darin, fast noch durchsichtig. Ich lasse sie auf meinen Handteller gleiten. Die Hand strecke ich dem Kronsohn hin: „Kuck, das sind Erbsen! Willste probieren?“ Er nickt, sein Mund wird ein O. Das O ist ein bißchen feucht und nicht ganz sauber. Das O beugt sich über meine Hand und saugt die Erbsen ein. Ein klebriger Kinderkuss. Er kaut. „Mehr!“, verlangt er. Ich pflücke mehr Schoten ab. Wir setzen uns nebeneinander auf die Gartenbank. Ich puhle meinem Sohn Zuckererbsen aus, und er isst sie alle so wie die ersten. Der Vormittag ist mild. Ich habe das Gefühl, ich bin hundert Jahre alt. Oder ich werd´s, wenn ich jetzt einfach so hier sitzen bleibe.
Gute Nacht, @klappstulli! (6)
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