Liebe, Scholle, Apfelbaum.

Woher kommt die plötzliche Liebe zum Grünzeug, der Wunsch nach der eigenen Scholle, dem eigenen Apfelbaum? Ich habe heute einen Text gelesen, der gar nicht so neu ist. Ich bin offenbar Teil einer Hipster-Bewegung, der allerdings auch die Queen und Michelle Obama angehören. In teurer angezogener Gesellschaft befand ich mich nie. Das Magazin „Landlust“ lese ich aber doch nur bei meiner Schwiegermutter. Ich finde es eine einigermaßen seltsame Zeitschrift über Gärten, die aussehen, als würden sie keine Arbeit machen. Nie sieht man schmutzige Fingernägel, alles glänzt im Morgentau wie frisch lackiert.

Ich hatte immer ein Beet, bei uns zu Hause, angrenzend an Mamas großen Garten. Ein staubiges, kleines Viereck, auf dem ich machen durfte, was ich wollte. Dann bin ich weggezogen. Raus aus dem Dorf, rein in die nächste Kleinstadt, in die nächste Mittelstadt, in die nächste Großstadt. Wer wandert, kommt zu nichts und braucht auch keinen Garten. Nach dem zweiten oder dritten Umzug habe ich kochen gelernt. Eine Weile geht´s ja mit Nudeln und Ketchup oder überbackenem Toast. Eines Tages wollte ich wieder etwas Richtiges essen. Für eine Kräuterbutter braucht man Butter, Knoblauch, Salz, Kresse, Dill & Petersilie. Das genügt, um aus einem ofenwarmen Brot oder einer Pellkartoffel eine Delikatesse zu machen. Der nächste logische Schritt ist der Blumenkasten mit einem kleinen Kräutersortiment, gefolgt vom Beet im Hof. Ich sehe noch Optionen für später. Die Stadtwohnung und den Schrebergarten. Das Häuschen mit Garten am Rande der Stadt. Oder lieber gleich die Scheune in der Uckermark und Land, soweit das Auge reicht. Ich habe eben erst das „Beet-im-Hof“-Stadium erreicht, ich weiß noch nichts genaueres.

Und was sagt mein Garten über mich? Ich bin verfressen. Bis auf die Kornblumen habe ich bisher nur Essbares angebaut. Ich bin verwöhnt. Solange ich weiß, wie eine Tomate schmeckt und was Schnittlauch mit Salat macht, gebe ich mich nur schwer mit weniger zufrieden. Ich bin hier noch nicht fertig, und es kann auch noch ´ne Weile dauern. Die beiden Bäume, zwischen denen ich meine Hängematte zu befestigen gedenke, pflanze ich in den nächsten Tagen. Wahrscheinlich werde ich gerade sesshaft.

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